e-Schooling: Tipps und Hinweise

Ausnahmezustand Corona: Auch in Deutschland wurden während der ersten Pandemiewelle alle Schulen geschlossen und die Schüler/innen nach Hause geschickt. Mit dem neuen Schuljahr stehen wir jedoch vor denselben Herausforderungen, eine zweite Pandemiewelle droht. Wie muss ein Unterricht aussehen, der diese Herausforderungen meistern kann? Die Antwort ist offensichtlich: digitale Lösungen sind gefragt.

 

Wie können digitale Lösungen aussehen?

Eine der ersten Herausforderungen bestand in der Verteilung von Lehrmaterialien, die durch bereits bestehende Strukturen – E-Mail-Verteiler, über die kommuniziert werden konnte – schnell gelöst wurde. Doch die meisten anderen Herausforderungen, die es zuvor gab, blieben auch im Ausnahmeszenario Corona bestehen:

  • Während manche Schüler/innen zuhause einen ruhigen Platz haben, wo sie lernen können, teilen andere ihren Arbeitsplatz mit weiteren Geschwistern oder Eltern im Homeoffice.
  • Die Unterstützung zuhause ist unterschiedlich ausgeprägt, von der Unterstützung bei den Hausaufgaben bis zur Einrichtung des Lernplatzes.
  • Auch die Selbstdisziplin und Motivation der Schüler/innen, den Unterricht und die Aufgaben zu verfolgen, sind unterschiedlich groß.

Videokonferenzen können helfen, auf diese Herausforderungen individuell einzugehen. Was im Arbeitsalltag in der freien Wirtschaft inzwischen Standard ist, möchten wir auch an Schulen herantragen.
 

Videokonferenzen im Schulalltag

Der Rhythmus

Uns ist bewusst, dass nicht alle Unterrichtsstunden von heute auf morgen digital stattfinden werden, aber regelmäßige, kurze digitale Treffen, um in der Gruppe Lösungen von Aufgaben durchzusprechen, sind ein erster Schritt.

 

Die Vorbereitung: Den Rahmen abstecken

Wie Sie als Lehrer/in den Unterricht inhaltlich vorbereiten, wissen Sie selbst am besten. Wichtig ist, dass den Schülern/innen klar wird, dass es sich hier nicht um einen FaceTime-Chat unter Freunden handelt, sondern um ganz normalen Unterricht – nur eben per Video.

Sie können die Sitzung selbst leiten oder Schüler/innen zu Moderatoren machen und dabei alle anderen stummschalten (technische Details siehe unten). So gewährleisten Sie, dass alle den jeweils Redenden verstehen und trotzdem weitere Schüler/innen zu Wort kommen. Sorgen Sie aber dafür, dass Sie auf jeden Fall auch Moderatorenrechte haben, damit Sie in jeder Situation die Kontrolle über den Ablauf behalten und notfalls einschreiten können.

  1. Halten Sie die Sitzungen möglichst kurz, dafür mehrmals in der Woche. Eine inhaltliche halbe Stunde reicht aus, zumal in den ersten Sitzungen die technische Einführung bzw. das Eingewöhnen nicht zu unterschätzen ist.
  2. Einen partizipativen Unterricht anzubieten, bedeutet zusätzliche Herausforderungen. Entscheiden Sie sich ruhig für Frontalunterricht, um Input geben zu können. Für einen Austausch können Sie weitere (Einzel-)Sitzungen festlegen.
  3. Wenn Sie im Laufe der Zeit merken, dass die Aufmerksamkeit schwindet, können Sie die Sitzungen verkürzen und dafür häufiger stattfinden lassen.
  4. Nehmen Sie Ihren Videounterricht auf. So können Schüler/innen, die nicht am Videounterricht teilnehmen konnten, diesen später nachholen (technische Details siehe unten).
  5. Vereinbaren Sie feste Sprechstunden mit Ihren Schülern, wann diese Ihnen ggf. Rückfragen per Video/Telefon stellen können.

 

Die Technik: Welche Tools gibt es?

Für den digitalen Unterricht kann man Live-Übertragungen und zeitversetzte Kommunikationstools einsetzen:

  • Zeitversetzte Tools ermöglichen das Hochladen von Lernmaterialen, Aufgaben und Lösungen (Lehrer/innen) oder von bereits gelösten Aufgaben oder Fragen (Schüler/innen). Bekannt und verbreitet ist zum Beispiel die Lernplattform Moodle, die einen digitalen Klassenraum mit dem Hochladen und Teilen der Kurse ermöglicht (>100.000 Bildungseinrichtungen).
  • Die Videokonferenz kommt zum Einsatz, wenn Struktur, Erklärungen von Lösungen, die menschliche Beziehung oder der Austausch gefragt ist. Es gibt Tools für Videokonferenzen, die aufgrund der aktuellen Corona-Maßnahmen kostenlose Services für Schulen anbieten oder komplett kostenlos verfügbar sind. Idealerweise sollten innerhalb einer Schule von allen Lehrern dieselben Tools verwendet werden, damit der Lernalltag für die Schüler vereinheitlicht werden kann.

 

Der Datenschutz*: Was Sie wissen sollten

Der Datenschutz ist beim e-Schooling ein besonders sensibles Thema, insbesondere weil hier (Leistungs-)Daten von zumeist Minderjährigen betroffen sind, die sonst ganz bewusst nur in einem geschützten Raum ausgetauscht werden. Aufgrund einer individuellen Auswahl und Zusammenstellung der Tools sowie unterschiedlicher lokaler Begebenheiten/Handhabung, lässt sich leider keine pauschale Anleitung zur Einhaltung des Datenschutzes beim e-Schooling geben.

Gemeinsam mit dem Schulträger und ggf. der Fachaufsicht und – falls gewünscht – externer Hilfe sollte deshalb ein Konzept erarbeitet werden, das nicht nur in technischer und inhaltlicher Hinsicht, sondern auch in (datenschutz-)rechtlicher Hinsicht überzeugt. Hierbei sollten insbesondere auch landesspezifische Besonderheiten, also etwa Regelungen in den jeweiligen Schulgesetzen sowie behördliche Anweisungen, im Blick behalten werden. Häufig kommen hier Tools von Anbietern zum Einsatz, die personenbezogene Daten für die Schule im Rahmen einer Auftragsverarbeitung erheben, speichern und anderweitig verarbeiten. In diesem Fall muss ein Auftragsverarbeitungsvertrag zwischen der Schule und dem jeweiligen Anbieter abgeschlossen werden. Da staatliche Schulen nicht-rechtsfähige Anstalten des öffentlichen Rechts sind, können sie selbst keine rechtsverbindlichen Verträge eingehen. Hier ist die Beschaffung der Tools durch den Schulträger oder die Fachaufsicht denkbar.

Schüler und Eltern bzw. Träger der elterlichen Sorge sollten möglichst frühzeitig in die Erarbeitung des Konzepts eingebunden und über die jeweils eingesetzten Tools sowie deren Datenverarbeitungsvorgänge in einem formalen Schreiben informiert werden.

Allgemein empfiehlt sich, möglichst datensparsam zu planen bzw. zu arbeiten. Einige Schulen setzen in diesem Zusammenhang z.B. darauf, dass keine Klarnamen der Schüler verwendet werden, sondern lediglich Pseudonyme. Im Rahmen der Erstellung von Benutzerprofilen sollten auch möglichst nur die unbedingt erforderlichen Informationen angegeben und auf die Eingabe optionaler Daten, z.B. des Uploads eines Profilbildes oder einer privaten Telefonnummer, verzichtet werden.

Auch eine Belehrung über die Wahl eines sicheren Passwortes sowie über dessen diskrete Verwendung hilft dabei, einen sicheren Umgang mit den personenbezogenen Daten der Schüler zu fördern.

 

Bevor Sie starten

  1. Überprüfen Sie rechtzeitig die Beleuchtung des Raumes, in dem Sie die Videokonferenz durchführen werden.
  2. Seien Sie vor Beginn des Unterrichts bereits online und überprüfen Sie Ihr Videobild. Manche Videosysteme bieten die Möglichkeit, den Hintergrund auszublenden oder zumindest „weichzuzeichnen“, sodass keine Details ablenken.
  3. Bei den Video-Systemen haben Sie die Möglichkeit, Ihren Bildschirm zu teilen, sodass alle anwesenden Schüler/innen diesen sehen können und so die digitale Tafel verfolgen können. Stellen Sie sicher, dass sich keine Dateien auf dem Desktop Ihres Computers befinden, die nicht erscheinen sollen. Schließen Sie auch alle weiteren, nicht benötigten Programme.
  4. Der Raum, aus dem Sie unterrichten, sollte möglichst leise und frei von Störgeräuschen sein.
  5. Prüfen Sie rechtzeitig Ihre Internet-Verbindung (funktioniert das WLAN?). Im besten Fall sollten andere Personen in Ihrem Haushalt in dieser Zeit vermeiden, ein größeres Datenvolumen aufzubrauchen, wie es zum Beispiel beim Streaming von Videos der Fall ist.
  6. Überprüfen Sie ebenfalls, ob der Ton einwandfrei funktioniert. Bei den meisten Tools kann man im Vorfeld all das einmal testen.
  7. Die meisten Tools geben Ihnen die Möglichkeit, Ihre Sitzung aufzunehmen, indem Sie einen Button aktivieren. Für Schüler/innen, die nicht live teilnehmen, können den Unterricht zu einem späteren Zeitpunkt sehen. Hier gilt es, vorab das Einverständnis der Schüler/innen bzw. bei Minderjährigen der Eltern einzuholen. Soweit möglich, sorgen Sie in diesem Fall dafür, dass Fragen und/oder Antworten von Schülern nicht mit aufgezeichnet bzw. gespeichert werden.

 

Regeln für den Video-Unterricht

  1. Wer nicht spricht, muss sich selbst auf lautlos („mute“) schalten, also das Mikrofon deaktivieren. Bitte weisen Sie zu Beginn alle darauf hin. Bei manchen Tools sind die Mikrofone der Teilnehmer/innen als Voreinstellungen bereits lautlos geschaltet und können durch den/die Moderator/in freigeschaltet werden, sobald sich ein/e Teilnehmer/in „meldet“.
  2. Allgemein sollten die üblichen Unterrichtsregeln gelten.
  3. Halten Sie Blickkontakt mit Ihrer Klasse, wie im normalen Unterricht auch, d.h. schauen Sie in die Kamera statt auf den Bildschirm.
  4. Vermeiden Sie Nebengeräusche. Falls Sie ein Headset tragen: Atmen Sie nicht ins Mikrofon, das hört man um ein Vielfaches lauter auf der anderen Seite.

Die ersten Male werden sicherlich für alle Teilnehmer/innen ungewohnt sein. Wenn Sie eingespielt sind, erweitern Sie vielleicht das Angebot um eine AG wie gemeinsames Kochen, Lesen, Backen oder das Durchführen von Experimenten. So kommt zum „normalen“ Lernen noch etwas Spaß hinzu.

Sollten Sie Fragen für die Nutzung von digitalen Angeboten haben, können Sie auf auch bestehende Angebote zurückgreifen, so wie zum Beispiel die Digitale Schulakademie.

*Mit der freundlichen Unterstützung und Expertise der Kanzlei Hogertz LLP I Rechtsanwälte

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