Pinterest – Totgesagte leben länger

Ein Plädoyer für ein fast vergessenes Netzwerk.

Wenn es um Social Media geht, setzen die meisten den Begriff in erster Linie immer noch mit Facebook gleich – kundenseitig ebbt die Nachfrage an dieser Stelle nicht ab. Doch spätestens seit dem Inkrafttreten der DSGVO am 25. Mai dieses Jahres und dem Urteil des EUGH kurze Zeit später kamen Fragen nach Alternativen auf. Die sinkenden organischen Reichweiten durch Algorithmus-Umstellungen auf Facebook und der zunehmende Werbedruck inklusive steigender Klickpreise bestärkten dieses Phänomen.

Was aber tun, wenn befürchtet wird, dass es im Schwesternetzwerk Instagram über kurz oder lang ähnlich zugehen wird? Da sich die Mechaniken der beiden Netzwerke immer weiter angleichen, werden Beitragssponsorings auch hier nach und nach merklich teurer. Eine mögliche Antwort auf diese ungünstigen Gegebenheiten könnte ein anderes Netzwerk sein. Ein Netzwerk, das nicht nur verlorene Reichweite wieder gut machen kann, sondern auch für reichlich Traffic sorgt: Pinterest. Traffic kann in diesem Netzwerk (im Gegensatz zu anderen großen Bildernetzwerken wie Instagram) auch ein vorrangiges Ziel sein. Da Pinterest von über 90% seiner User für die Einkaufsplanung genutzt wird, sind Verlinkungen zum Shop bzw. zu weiterführenden Informationen zum Produkt willkommen.[1]

Warum ist das so? Die einzelnen Pins werden mit dahinter liegenden URLs versehen und verweisen direkt auf die Website oder den Onlineshop. Pinnt ein User Bilder der eigenen Website, werden automatisch Links generiert. (Macht man die Bilder der eigenen Website „pinbar“, so werden hier ebenfalls automatisch beim Pinnen durch den User Links generiert.) Auf diese Weise wirkt sich Pinterest sogar positiv auf die Google Suchergebnisse aus. Im Netzwerk ist jeder Pin mit einem keywordrelevanten Text versehen, der die Auffindbarkeit über die Pinterest Suche für Nutzer vereinfacht. Manche gehen sogar soweit, Pinterest als „visuelle Linksammlung und Suchmaschine“[2] zu beschreiben.

Pinterest ist lange nicht so nutzerstark wie Facebooks Bildernetzwerk Instagram: Während die Facebook-Tochter 17 Mio. monatlich aktive Nutzer in Deutschland vorweisen kann, kommt Pinterest gerade einmal auf 4 Millionen.[3] Allerdings steckt der Nutzen für Onlineshops und Webseitenbetreiber vielmehr in der Beschaffenheit des Netzwerks. Pinterest ist im Gegensatz zu Facebook und Instagram ein Netzwerk mit nicht-chronologisch sortierten Inhalten. Folglich sind die Inhalte wesentlich länger sichtbar bzw. auffindbar. Ist ein Posting auf Instagram organisch im Schnitt 21 Stunden sichtbar und auf Facebook sogar nur fünf Stunden, so hält sich ein Pin auf Pinterest im Schnitt 4 Monate und noch länger.[4]

Um diese These zu bestätigen, haben wir selbst Zahlen erhoben. Kumuliert wurde der Websitetraffic, der im Zeitraum vom 01.01.2018 – 05.07.2018 über Facebook sowie über Pinterest auflief. Zur besseren Vergleichbarkeit wurde nur der organische (also unbezahlte) Traffic berücksichtigt. Bei unserem Beispiel handelt es sich um zwei Onlineshops aus gänzlich unterschiedlichen Bereichen: eine Online-Apotheke und ein eCommerce-Treibender aus dem DIY-Bereich.

 


[1]www.omsag.de/blog/social-media/pinterest-fuer-unternehmen/

[2]www.futurebiz.de/leitfaden-pinterest-marketing/

[3]buggisch.wordpress.com/2018/01/02/social-media-und-messenger-nutzerzahlen-in-deutschland-2018/

[4]t3n.de/news/lebensdauer-postings-verlaengern-826107/

Zusätzlich zu den blanken Trafficzahlen ist zu sagen, dass in beiden Fällen ca. doppelt so viele Arbeitsstunden in die Bespielung von Facebook gesteckt wurde, als in die Pflege des Pinterest-Accounts.

Es ist natürlich immer abzuwägen, ob sich die angestrebte Zielgruppe auf Pinterest aufhält und was das Ziel des Webseitenbetreibers ist. Die Zielgruppe ist hier zumindest recht speziell. Denn Pinterest wird überwiegend von Frauen genutzt und hat eine wesentlich ältere Zielgruppe als Instagram[1]. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Zielgruppe über ein höheres Einkommen verfügt, was das Netzwerk wiederum sehr attraktiv für eCommerce-Treibende macht. Zu beachten ist, dass entsprechende Kaufanreize im Shop geschaffen werden müssen, damit der geschaffene Traffic auch konvertiert.

Ansprechendes Bildmaterial sollte natürlich rudimentär vorhanden sein. Allerdings können die eigenen Pinnwände gern durch bereits vorhandenes „gepinntes“ Usermaterial aufgelockert werden.

Aus unserem Erfahrungsschatz heraus können wir Pinterest als Traffic-Lieferant für die Webseite nur empfehlen. Voraussetzung ist, dass man das Netzwerk versteht und weiß, wie die Inhalte visuell und textlich aufbereitet werden müssen, um für die Nutzer relevant zu sein.

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[1]www.horizont.net/marketing/nachrichten/Facebook-Instagram--Pinterest-Nicht-jedes-soziale-Netzwerk-eignet-sich-fuer-das-eigene-Unternehmen-158239