Mehrwerte der Digitalisierung auch in der Gesundheitsversorgung entscheidend
Der gute alte Grundsatz „Man kann nicht, nicht kommunizieren“, kann uneingeschränkt auch auf die Digitalisierung und die damit erzeugten Daten angewendet werden. Vielleicht so: „Man kann nicht digitalisieren und keine Daten erzeugen“ oder andersherum „Alles was digital ist generiert Daten“.
Jede Nutzung, Interaktion oder auch nur passive Beanspruchung digitaler Lösungen hinterlässt auf die eine oder andere Art Daten. Die Frage ist: Was konkret sind das für Daten? Wofür werden diese Daten verwendet? Wer kann diese Daten nutzen? Und wenn diese genutzt werden, mit welchem Ziel?
Viele Anbieter digitaler Lösungen haben es verstanden praktische Mehrwerte zu kreieren, dafür stellen Nutzer Daten zur Verfügung – sei es bewusst oder unbewusst. Diese Daten wiederum nutzen dem Anbieter. Interessensorientierte Kaufempfehlungen im Online-Handel oder in Social Media sind sicher die bekanntesten Beispiele für diesen Effekt. Vieles geht auch weit darüber hinaus, ganze Verhaltensmuster lassen sich inzwischen mit Hilfe digitaler Assistenten antizipieren und entsprechende Angebote darauf einstellen.
Fragt man Nutzer zu diesem Thema fallen die Antworten häufig auch in Abhängigkeit davon aus, wie die Frage gestellt wurde. Während sich die Meisten sicher nicht damit einverstanden erklären, dass Unternehmen ihre Daten für geschäftliche Zwecke nutzen, ist bei anderer Frageweise die Antwort oft eine andere. Deutlich mehr Nutzer erklären sich damit einverstanden, wenn sie ganz individuelle Empfehlungen und nach persönlichen Vorlieben und Interessen ausgerichtete Produkte, Informationen oder Kommunikationsangebote erhalten. Auch wenn dabei dieselben Daten anfallen und verwendet werden. Man könnte also sagen, in der digitalen Welt bezahlen wir für Leistungen häufig mit unseren Daten. Je tiefer digitale Assistenten, künstliche Intelligenz, Netzwerke und vieles mehr in das Leben der Einzelnen vordringen, desto enger und undurchschaubarer wird die Verflechtung.
Um es vorweg zu nehmen, es liegen viele Chancen in datenorientierten digitalen Anwendungen. Chancen die bisher in erster Linie durch geschäftsorientierte Unternehmen gehoben und genutzt wurden. Auch das muss kein Nachteil sein. Es ist nichts neues, dass innovative und bahnbrechende Lösungen aus einer gewissen Genialität kommen, die oftmals geschäftsmotiviert ist. Neue (technische) Möglichkeiten zur rechten Zeit mit den Wünschen und Realitäten der Menschen zu verbinden kann ungeahnte Nachfragedynamik erzeugen. Das wiederum kann die Kraft entfalten, ganze Wirtschaftszweige nachhaltig zu verändern. So konnten wir es bei der Digitalisierung in den vergangenen Jahren in den verschiedensten Branchen beobachten. Zeitungen und Zeitschriften sind für viele Menschen heute nur noch im Ausnahmefall aus Papier, Informationen finden im Internet statt. Ähnliches lässt sich in der Touristik, TV-Medien oder Handel beobachten. Wer sich geschäftlich nicht auf den neuen Umgang mit Daten einstellt wird in der Regel wirtschaftliche Probleme bekommen – sofern es nicht gelingt die immer kleiner werdenden Nischen zu besetzen.
Diese Entwicklung ist allerdings nicht die Entscheidung der Anbieter. Sie ist das Ergebnis des Handelns der Menschen selbst und damit auch des bewussten Entscheidens. Wir können also daraus schließen, die Menschen erkennen Chance und Vorteile für sich und wollen diese aktiv nutzen. Ein Mechanismus der von jeher die Funktionsweise der Märkte bestimmt.
Die Frage ist damit aber auch, wie schaffen wir es die gewünschten Chancen und Vorteile auf weitere Lebensbereiche zu übertragen - neben einer geschäftsorientierten Nutzung. Wie schon betrachtet, geht damit auch die Frage einher wie mit den dabei erzeugten Daten umzugehen ist. Eines ist auch klar: Je sensibler die Daten, desto vorsichtiger agieren Nutzer. Umso wichtiger wird die Frage, welche Daten genutzt werden, durch wen und wofür. Der Nutzer benötigt hierzu leicht zugängliche Transparenz und Entscheidungsfreiheit.
Ein Beispiel wo diese Entwicklung noch am Anfang steht ist das Gesundheitswesen. Die Vorteile digitalisierter Prozesse, Anwendungen und Kommunikationsmöglichkeiten, z. B. im Versorgungsprozess von Patienten oder in der Gesundheitsforschung, bietet bisher weitgehend ungenutztes Potenzial die Qualität der Versorgung für den Einzelnen auszubauen und die Effizienz insgesamt zu erhöhen. Genau an diesem Punkt muss auch gleichzeitig die Frage beantwortet werden, wie mit den dabei generierten hochsensiblen Gesundheitsdaten umzugehen ist. Das erfordert eine umseitige Klärung der Rahmenbedingungen, was technisch möglich bzw. sinnvoll ist, welcher rechtliche Rahmen mit welchen Verantwortungen zur Verfügung steht und natürlich die grundsätzliche Frage wie Digitalisierung die Versorgung insgesamt verändert.
Die Strukturen der Gesundheitsversorgung sind heute überwiegend fachlich getrennt in ambulante-, stationäre-, rehabilitative- und pflegerische Sektoren. Hinzu kommt der Austausch zwischen den beteiligten Akteuren auch innerhalb der jeweiligen Sektoren. Für all dies existiert bis heute in Deutschland keine übergreifende (digitale) Infrastruktur, mit der z. B. niedergelassene Ärzte, Krankenhäuser oder Pflegedienste benötigte Informationen (z. B. Laborwerte oder Verordnungen) schnell, verlustfrei und vor allem auch sicher austauschen können. Der Patient selbst übernimmt häufig die Rolle des Kommunikationsvermittlers oder muss sich auf „traditionelle“ Kommunikationswege zwischen den Akteuren verlassen (z. B. Brief).
Digitale Lösungen im Gesundheitswesen können nicht nur neue Antworten auf mitunter alte Fragen liefern – vor allem können echte Mehrwerte in der Versorgung geschaffen werden. Dies muss im Kontext hochsensibler Daten allerdings anderer Rahmenbedingungen unterliegen. Diese dürfen nicht Teil eines gewinnorientierten Geschäftsmodells sein. Vielmehr gilt es eine Versorgung zu gestalten, die in einem höchstmöglichen Maß die individuelle Situation des jeweiligen Patienten berücksichtigt und nur die wirklich relevanten Akteure, wie z. B. behandelnde Ärzte ermöglicht darauf zu zugreifen. Natürlich müssen auch der Patienten selbst als Nutzer jederzeit über die Verwendung persönlicher Daten umfänglich und abschließend entscheiden können. Die AOK-Gemeinschaft entwickelt hierfür gemeinsam mit Partnern Lösungen, mit der die Digitalisierung auch in die Gesundheitsversorgung Einzug halten soll.
Es besteht damit die Chance die Werte der solidarischen Krankenversicherung, wie Vertrauen, Verlässlichkeit, Datenschutz mit den Vorteilen agiler digitaler Lösungen zu kombinieren. Und das bevor Akteure mit eher geschäftlichem Fokus eine Gestalter Rolle einnehmen und damit auch einen anderen Blick auf die genutzten Daten haben.