Digitale Ethik als Leitplanke für digitale Innovationen

Die rasanten Fortschritte in den Bereichen der Datifizierung, Automatisierung, Vernetzung und in der Mensch-Maschine-Interaktion bieten zahlreiche neue Anwendungsmöglichkeiten für digitale Technologien, die tief in unseren Alltag eingreifen und der Gesellschaft in fast allen Lebensbereichen begegnen werden.

Die Auseinandersetzung mit entstehenden Zielkonflikten ist wichtig, denn so erarbeitet die Gesellschaft, wie das Verhältnis zwischen Menschen und Maschinen gestaltet werden soll.

Denn ethische Fragen stellen sich immer im Kontext mit unterschiedlichen Handlungsoptionen.

Die Entwicklung digitaler Technologien unterliegt einer weitaus höheren Dynamik und erfordert schnellere Lern- und Anpassungsprozesse von der Gesellschaft als dies früher der Fall war, da sich Innovations- und Markteinführungszyklen extrem verkürzt haben.

Die Wettbewerbsfähigkeit ganzer Volkswirtschaften ist ebenfalls stark von der Technologiediffusion abhängig. Im digitalen Zeitalter sind es die digitalen Technologien. Diese finden in die Wirtschaft und in den Alltag Einzug, sofern mindestens drei Kernvoraussetzungen erfüllt sind:

  • technische Standards sollten erfüllt sein, damit Wirtschaftsakteure investieren,
  • das Know-how und die Wirtschaftlichkeit der Anwendung muss vorhanden sein,
  • rechtliche Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Akzeptanz, also auch die ethische Ergründung der Technologie und deren Folgen, befördern die Verbreitung neuer Technologien.

Demnach gilt es umso mehr, rasch die gesellschaftliche Diskussion um ethische Normen für eine digitale Transformation zu führen, damit die Digitalisierung der Wirtschaft und Gesellschaft zielführend gestaltet und Chancen der vernetzten, digitalen Welt sowie mögliche Gefahren und negative Entwicklungen verstanden werden. Nur dann ist die Wirtschaft bereit in digitale Technologien zu investieren und damit indirekt bei dem Setzen von Standards und dem Aufbau von Know-how mitzuwirken.

 

Reflexive Governance und digitale Innovationen

Die Technikbewertung, nationale und internationale Kontrollinstanzen sowie Gesetze und Normen sind heute feste Bestandteile der Industriepolitik. Ethische Normen für die digitale Transformation sollten diskutiert werden: Die Aufklärung und die Debatte zwischen den relevanten Akteuren, der Politik, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft müssen aktiv gefördert werden, idealerweise europäisch oder supranational.

Um die digitale Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft erfolgreich zu gestalten müssen ethische Problemstellungen erkannt und aktiv adressiert werden. Alle von der Digitalisierung betroffenen Akteure sollten in die Regulierung von digitalen Technologien mit einbezogen werden, auch die unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und Einkommensgruppen, damit eine möglichst breite Akzeptanz erzielt werden kann.

Regeln und Normen müssen so gestaltet sein, dass sie sich mit der Technologieentwicklung mitentwickeln können, um Innovationsstaus zu vermeiden. Individuelle Wirtschaftsakteure, der Staat und die Zivilgesellschaft sollten der Regulierung von digitalen Technologien flexibel, kollaborativ und lern-basiert begegnen (Reflexive Governance). Denn nur so kann sie sicherstellen, dass die ethische Einordnung und Regulierung mit der sich ständig, und immer schneller wandelnde Digitalwelt schritthalten kann, um größtmöglichen positiven Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft zu erzielen. Die Politik sowie auch die Regulierer müssen, ähnlich wie die Wirtschaft, flexibel und kollaborativ nach vorne schreiten.