Wir brauchen ein digitales Hausrecht!
Wir brauchen ein digitales Hausrecht!
Technologischer Fortschritt ist unaufhaltsam. Wir alle wollen bequeme Technologie, die uns das Leben leichter macht. Das Internet of Things und die Konnektivität unserer Lebensperipherie wird bald nicht mehr hinwegzudenken sein.
Ich werfe fünf Euro für jeden dieser Sätze ins Phrasenschwein, - und doch: Wenn wir mit nur ein wenig Phantasie heutige technische Optionen auf einem Zeitraum von 10 Jahren prolongieren, wird es einen deutlich digitalisierteren Alltag in jedweder Hinsicht geben. Wir werden die haptischen Konnektivitätsträger (Telefone, Tablets, TV etc.) in deutlich miniaturisierter Version haben, möglicherweise sogar im Bio-Engineering als integraler Bestandteil des organischen Auges verbaut oder unter die Haut implantiert. Miniaturisierte Drohnen werden Logistikdienste übernehmen, vor allem aber geostationär geparkt, um private Geländeüberwachung aus der Luft zu erlauben. Das mit Spannung erwartete Urteil des Berliner Kammergerichts zum digitalen Nachlass wird dann bereits eine Dekade alt sein. Unsere vernetzten Haushaltsgegenstände werden über eine zentrale KI gesteuert und kombinieren den persönlichen Butler mit dem digitalen Au Pair-Mädchen.
In solch einer 360°-vernetzten, digitalen Alltagswelt wird Privatsphäre, ja Menschenwürde neu zu definieren und zu erleben sein. Ich prophezeie die Forderung nach einem digitalen Hausrecht! Mit ihm können wir nicht nur de jure, sondern auch schlicht technisch alleine als letzte Instanz darüber bestimmen, wie viel Observation, Standby-Kommunikation und 24/7-Datenerfassung wir eigentlich erlauben wollen. Möglicherweise wird die private Wohnung eben doch ein digital-freier Rückzugsraum, in dem wir von Facebook fasten und die Smarthome-Supervision mit einem zentralen Buzzer ausschalten können wollen. In jedem Fall aber muss es uns gelingen, Zugriffe, Mitschnitte, Bilderfassungen oder sonstige Zudringlichkeiten qua digitalem Hausrecht genauso zu unterbinden wie derzeit den unerwünschten Besucher auf unserer Veranda.
Und vielleicht wird es dann noch einen Straftatbestand des digitalen Hausfriedensbruchs geben…