Unsere Kampagne #BVDWomen

Es gäbe zu wenig Frauen in der Digitalwirtschaft, ist eine oft gehörte Behauptung. Aber stimmt das denn? Mit unserer Kampagne #BVDWomen zeigen wir Digitalexpertinnen des BVDW und stellen ihre Themen und Positionen vor. In ihren Expertinnenbeiträgen gewinnen Sie tiefere Einblicke in die Fachthemen, die auch im BVDW behandelt werden. Hier haben unsere Expertinnen die Gelegenheit, ihre eigene Meinung zu einem Thema zu vertreten und Beispiele aus ihrem beruflichen Alltag einfließen zu lassen.

Wie gestalten Führungskräfte das Neue Normal? | Dr. Martina Dopfer

In diesem Beitrag geht die Autorin darauf ein, wie zukunftsorientierte Führungskräfte gezielt eine digitale Arbeitswelt mitgestalten. Sie adressiert Herausforderungen im digitalen Führungsalltag und zeigt richtungsweisende Ansätze und Methoden auf. Dabei geht sie auch auf Zukunftskompetenzen wie Achtsamkeit und Empathie ein.

Sind Sie bereit als Führungskraft zu einem Gestalter bzw. einer Gestalterin von Agilität, Miteinander und Zukunftsausrichtung zu werden?

 

Kontrolle oder Vertrauen: Wie führen Sie?

Die vergangenen Monate haben dringende Fragen rund um die Digitalisierung und die neue Arbeitswelt aufgeworfen. Doch viele dieser Fragen sind nicht unbedingt neu. Neu ist nur, dass sie heute im Kontext eines neuen Normals besprochen werden.

Seit März 2020 wurde für viele Unternehmen deutlich, dass es an digitalen Technologien mangelt, die das flexible Arbeiten unterstützen. In anderen Fällen waren die Technologien für Videokonferenzen und Co. zwar vorhanden, die Expertise von Führungskräften und Mitarbeitenden im Umgang mit den Technologien jedoch steckte in den Kinderschuhen.

Die Arbeit aus dem Home-Office hat zudem Unsicherheiten in der Führung aufgeworfen. Manchen Managern fiel es leicht, die Kontrolle abzugeben und auf die Motivation und die Leistung ihrer Mitarbeitenden im Home-Office zu vertrauen. Andere Führungskräfte wiederum bemängelten den Kontrollverlust und konnten es gar nicht erwarten ins Büro zurückzukehren. Auch der Umgang mit Emotionen wie Unsicherheit und Druck stellten Führungskräfte vor Herausforderungen. Einige starteten aktiv digitale Dialoge mit ihren Teams, um sich nach dem Befinden ihrer Mitarbeitenden zu erkundigen und zu zeigen: Ich bin für Euch da. Andere jedoch stellten den Umgang mit dringenden Emotionen im Team hinten an, weil es dringendere Feuer im alltäglichen Business zu löschen gab. Immerhin galt und gilt es eine Krise zu managen.

 

Rückkehr ins Büro: Hallo altes Normal?

Nun kehren die Menschen langsam ins Büro zurück. Wir hören von Gesprächen darüber, wie das Office nun gestaltet werden soll – Open Office, flexible Arbeitszeitmodelle, Revision von Arbeitsschutzgesetzen etc. Die Erfahrungen der letzten Monate hallen nach.

Sie haben gezeigt: Die bewusste Gestaltung einer neuen Arbeitswelt erfordert eine nachhaltige, interne Digitalisierung im Unternehmen in Bezug auf die Technik und die Menschen. Gleichzeitig ist diese nachhaltige Digitalisierung wichtig, um im Markt wettbewerbsfähig zu bleiben und das Geschäftsmodell mit der Unterstützung der gesamten Belegschaft flexibel an neue Situationen anpassen zu können.

Die Führung ist in den nächsten Monaten und Jahren mehr denn je gefragt, sich der Gestaltung der neuen Arbeitswelt anzunehmen und in den Dialog darüber einzusteigen. Dafür gilt es, traditionelle Führungsmodelle zu hinterfragen, Selbstführung aktiv zu fördern und flexibles und virtuelles Arbeiten in Teams strategisch zu unterstützen.

 

Führung in einer neuen Arbeitswelt: Wie kann das aussehen?

Unsere Erfahrung und die Forschung zeigt: Die Führungskraft in der neuen Arbeitswelt unterstützt, berät und nimmt eine Haltung des Coaches ein. Sie kann mit fachlichen Anforderungen umgehen, denn sie kennt die wichtigen Experten im Unternehmen und vernetzt sich aktiv – auch über ihren Fachbereich hinaus. Sie berät fachlich und sachlich, soweit es in ihrer Kompetenz steht. Sie kennt aber auch ihre Grenzen und erweitert so aktiv und kontinuierlich ihren Expertenkreis. Die zukunftsorientierte Führungskraft weiß, wie es ihren Mitarbeitenden geht. Sie kann mit Emotionen umgehen und hat sich Coaching-Kompetenzen angeeignet. Denn sie möchte die Mitarbeitenden und das Team bewusst und entsprechend ihrer persönlichen Stärken und Fähigkeiten bei der Weiterentwicklung unterstützen.

Der zukunftsorientierten Führungskraft ist auch klar, dass ein derartiger Führungsstil die Selbstführung von Mitarbeitenden und Teams belebt. So motiviert die Führungskraft zu agilem Arbeiten, auch wenn es für sie m.E. bedeutet, Kontrolle abzugeben. Sie ist sich aber auch bewusst, dass die Verteilung von Verantwortung auch für sie Chancen freisetzt.

Es entsteht ein neuer Raum für die Führung, die sich neue Fähigkeiten aneignen kann. Die Arbeit im virtuellen Team erfordert eine technische Methodenkompetenz, deren Schulung viele Führungskräfte lange hintenangestellt haben, weil das Alltagsgeschäft wichtiger war. Zudem werden diverse Zukunftskompetenzen wie Achtsamkeit, Agilität, Empathie immer wichtiger. Eine Verteilung der Verantwortung, Selbstführung und flexibles Arbeiten geben der Führungskraft auch Raum (und Zeit) sich persönlich weiter zu entwickeln.

Das neue Normal benötigt eine neue Führung und es bietet den Führungskräften gute Chancen, zu aktiven Gestaltern einer digitalen und zukunftsgerichteten Arbeitswelt zu werden. Diese Chance müssen wir aktuell nutzen, in dem wir uns aktiv mit wichtigen Zukunftskompetenzen befassen und eruieren, wie diese mit Leichtigkeit und Freude in einen digitalen Arbeits- und Führungsalltag integriert werden können.