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„Brauchen Standardisierung für das Internet der Dinge“
BVDW-Vizepräsident Stephan Noller spricht bei der IT 2 INDUSTRY (14.-17. November, München) über das Potenzial von Daten in der Supply Chain. Im Vorfeld der Konferenz erörtert er, wo die Überschneidungspunkte mit dem BVDW liegen, welches Potenzial Industrial IoT der Wirtschaft bietet und warum hohe Sicherheitsstandards für Messdaten und Sensoren essentiell sind.
Bei der IT 2 INDUSTRY (14.-17. November, München) sprechen Sie als BVDW-Präsident über Industrial Internet of Things (IIoT). Inwiefern gibt es hier eine inhaltliche Verbindung zum Digitalverband?
Stephan Noller: „Industrial IoT steht sinnbildlich für eine Entwicklung, wie wir sie in der gesamten Bandbreite der deutschen Wirtschaft beobachten: Es ist eine Ausprägung der digitalen Transformation auf ganz praktischer und operativer Ebene. Hier entstehen die seit Jahren angekündigten Möglichkeiten der Digitalisierung für den produzierenden und verarbeitenden Mittelstand. Das ist eine in dieser Form bisher einzigartige und besondere Symbiose, denn hier prallen wirklich Welten aufeinander: Auf der einen Seite eine Branche mit Unternehmen, die teilweise seit Jahrzehnten erfolgreich entwickeln und produzieren, auf der anderen Seite die Digitale Wirtschaft. Wir sind eine verhältnismäßig junge Branche und unsere Geschäftsmodelle wurden durch verschiedene Neuerungen und Entwicklungen allein in den letzten beiden Jahrzehnten immer wieder auf den Kopf gestellt. Wir mussten – teilweise schmerzvoll – lernen, wie vergänglich ein Geschäftsmodell oder gar eine Marktführerschaft in Zeiten der Digitalisierung sein kann. Von diesen Erfahrungen kann die Industrie ebenso profitieren wie von der Datenkompetenz, welche die Digitalbranche entwickelt und immer weiter perfektioniert hat. Diese Kompetenzen für die Erhebung und Verarbeitung von Daten hat den allermeisten Unternehmen unserer Branche einen beständigen Erfolg gesichert.“
Und das lässt sich eins zu eins auf die Industrie übertragen?
Stephan Noller: „So absolut natürlich nicht, im Prinzip aber schon. Die Erhebung, Verarbeitung und vor allem die Analyse von Daten kann einem Unternehmen ein neues Gesicht geben. Eine Möglichkeit ist es, vorhandene Produkte – ganz platt gesagt – mit der Komponente Daten anzureichern und damit neue Nutzungsszenarien zu kreieren. Gerade für die Industrie lassen sich durch Sensoren in ihren Produkten wichtige Erkenntnisse etwa zur Widerstandsfähigkeit ihrer Produkte in bestimmten Situationen ableiten. Ein weiterer Ansatz ist, auf Metaebene ein neues Geschäftsmodell mit den erhobenen Daten als Grundlage zu entwickeln, sich also Gedanken zu machen, wem die von mir erhobenen Daten von Nutzen sein könnten, und auf der Basis einen Service entwickeln. So könnte beispielsweise ein Beschleunigungssensor in irgendeinem in Fahrzeugen verbauten Bauteilen Unebenheiten von Straßen registrieren. Mit Geodaten verknüpft, lassen sich zum Beispiel Straßenschäden definieren und lokalisieren. Wichtig ist hier in erster Linie, dass nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht und sich abschottet. Wir brauchen dringend eine Standardisierung für das Internet der Dinge, nicht nur im Industrie, sondern auch im Consumer-Bereich.“
In Ihrer Keynote plädieren Sie für ein hohes Maß an Datensicherheit vor allem bei IIoT. Warum ist das hohe Schutzniveau gerade in diesem Bereich so wichtig?
Stephan Noller: „Industrial IoT (IIOT) ist einer der wichtigsten Trends, wenn es um die Entwicklung wirklicher Industrie 4.0 Projekte geht. Dabei werden Maschinen, Produkte und andere Bestandteile der Supply Chain mit Sensoren ausgestattet, die über unterschiedlichste Kanäle Daten an verschiedene Backends übermitteln. Im Backend werden in Zukunft immer häufiger auch sogenannte "smart contracts" automatisch Entscheidungen treffen, die auf diesen Daten basieren, etwa wann ein Ersatz-Teil nachbestellt werden muss oder ob ein Versicherungs-Schaden vorliegt etc. - all diese Modelle werden aber nur funktionieren, wenn Sensoren und ihre Messdaten auf eine Weise abgesichert werden können, die Hackern und Fälschungen keine Chance lässt.“