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Wachstum durch datengetriebene Geschäftsmodelle – Europäische Automobilwirtschaft sagt Internetkonzernen den Kampf an

Aus der Verbindung von Automobil-Industrie und Datenökonomie entsteht in den nächsten Jahrzehnten ein Multimilliardenmarkt. Den will die Automobilwirtschaft nicht allein den Internetkonzernen überlassen. Eine Untersuchung des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. und Accenture zeigt jetzt, dass die Verbindung von digitalen Geschäftsmodellen mit hochwertiger Automobiltechnologie zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil für die europäische Wirtschaft werden kann. „Unsere Automobilindustrie hat sehr gute Karten auf der Hand – sie muss sie aber dringend ausspielen“, sagt Studienleiter Dr. Gabriel Seiberth (Accenture Digital) aus der Fokusgruppe Connected Mobility im BVDW. Er plädiert für den Fokus auf die Produktionsstärke und mehr Zusammenarbeit in Europa.

Das Wettrennen um das Auto als Datenlieferant hat längst begonnen. Alle großen Digitalkonzerne – darunter sieben der zehn wertvollsten Unternehmen der Welt – sind dabei, in den Automobilsektor vorzudringen. Darunter sind neben Apple und Google zunehmend auch chinesische Anbieter wie Alibaba (mit seinem neuen Betriebssystem AliOS) oder Tencent (Services fürs autonome Fahren).

„Die USA und China investieren gewaltig in künstliche Intelligenz und Big Data“, sagt Dr. Wolfgang Gründinger, BVDW-Referent für Digitale Transformation und Mit-Autor der Studie „Data-driven Business Models in Connected Cars, Smart Mobility & Beyond“ von BVDW und Accenture. Das setze die europäischen Autohersteller unter Druck, so der BVDW-Experte. Gabriel Seiberth ergänzt: „Für Deutschland und Europa gilt es nun, eine gemeinsame Antwort zu finden, denn alleine wird es schwer.“

Automobilhersteller müssen Produktionsstärke ausspielen und zusätzliche Data-Dienste mitdenken

Die deutschen Automobilhersteller haben über Jahrzehnte sehr starke und emotionalisierte Marken – einige zählen zu den wertvollsten der Welt – aufgebaut, die sie jetzt in die digitale Welt überführen müssen. Gelingt das, haben sie einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Digitalunternehmen, die weniger über die Marke als über den Nutzwert wahrgenommen werden und damit eine geringere Markenbindung aufweisen. Die Analyse ergab, dass klassische Automobilhersteller bereits eine aktive und wachsende Rolle in der Datenwirtschaft eingenommen haben, aber noch schneller vorangehen und neue Kollaborationen schmieden müssen, um den Wettbewerb mit der digitalen Konkurrenz zu bestehen.

Wichtig ist es, nicht die großen Internet-Giganten kopieren zu wollen, sondern die eigene große Stärke auszuspielen: Maschinelle Produktion. Denn in der virtuellen Welt lautet das Motto heute „Physical strikes back“. „Die Software alleine macht es nicht – die Verbindung zwischen digitalem Service und hochwertiger Automobiltechnologie ist entscheidend. Wer zuerst die komplette Wertschöpfungskette kontrolliert – und dazu gehört eben auch die klassische ‚Hardware‘, also das Auto – und sich über eine schlagkräftige Plattform die Schnittstelle zum Kunden sichern kann, der gewinnt das Rennen“, so Gabriel Seiberth. Er appelliert: „Die Studie zeigt, dass Automobilhersteller noch zu produktzentriert denken – stattdessen müssen sie sich datengetriebenen Geschäftsmodellen noch stärker öffnen.“

Die 57-seitige Analyse „Data-driven Business Models in Connected Cars, Smart Mobility & Beyond“, an der elf Expertinnen und Experten mitgewirkt haben, ist nun erstmals kostenfrei in voller Länge auf www.bvdw.org einsehbar.

09.05.2018
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