Mitgliedernews: Geofencing, Beacons, Location-Based - Mobile Kontexte und Touchpoints geben den Takt an
Laut ARD/ZDF Onlinestudie nutzen bereits 78 Prozent der  deutschsprachigen Onliner (30,7 Millionen Personen ab 14 Jahren) das  Internet mobil auf dem Smartphone. Doch für viele Unternehmen bedeutet  Mobile Marketing noch immer nur, bereits aus dem "Desktop Internet"  bekannte Maßnahmen für die mobile Nutzung zu adaptieren. Darüber hinaus  gilt es jedoch, auch den mobilen Nutzungskontext zu berücksichtigen.  D.h. insbesondere, Technologien wie Geofencing oder Beacons zu nutzen,  um mobile Touchpoints zu erschließen und Kommunikation an den Standort  des Nutzers anzupassen.
 Mobile ist schon längst kein  Trend mehr, sondern für viele Nutzer der primäre Zugang zu Online  Services. Manche Experten prophezeien gar, dass Mobile bald der Standard  und Desktop der "Sonderfall" sein wird. In Anbetracht dessen, dass es  bereits heute weltweit etwa 800 Millionen Mobile-Only Internetnutzer  gibt (Cisco), die Verbreitung von Smartphones immer weiter zunimmt und  neue mobile Endgeräte wie Smartwatches (siehe Trend 3) bereits auf dem  Vormarsch sind, klingen solche Prognosen durchaus realistisch. Dass  Marketer an Mobile nicht mehr vorbeikommen, ist mittlerweile in den  meisten Unternehmen angekommen. Mobile Marketing heißt jedoch nicht nur,  eine mobile User Experience zu liefern (etwa durch skalierende E-Mails  oder Shopping Apps mit mobiloptimierter Bedienung). Heutzutage gilt es,  auch den mobilen Nutzungskontext zu berücksichtigen, vor allem den  Standort des Kunden. Mobile Marketing heißt auch Location-Based  Marketing.
Geofencing, Beacons, Location-Based
 Mit dem Thema Location-Based Marketing untrennbar verbunden ist der  Begriff Geofencing. Beim Geofencing wird ein "unsichtbarer Zaun" – z.B.  in Form eines W-LAN Netzes - um ein bestimmtes Gebiet errichtet. Betritt  der Kunde dieses Gebiet,  wird er vom Geofencing-System des  Unternehmens erfasst. Die Ortung des Smartphones erfolgt per  Funkzellenabfrage, GPS oder auf kurzen Distanzen auch per  Beacons/Bluetooth oder WLAN. Voraussetzung ist meist, dass der Kunde  eine App installiert hat, welche die Kommunikation mit dem  Geofencing-System ermöglicht und darin eingewilligt hat, dass diese App  seine Standortdaten erfassen darf. Geofencing ist insbesondere für  Anwendungsszenarien sinnvoll, in denen durch Betreten bzw. innerhalb des  Geofences Trigger ausgelöst werden oder Offline Touchpoints,  insbesondere der PoS, involviert sind (zu Anwendungsszenarien später  mehr).
 Grundsätzlich ist Location-Based Marketing aber auch ohne Geofencing möglich.
 Solange der Standort des Kunden bestimmt werden kann – z.B. mit einer  App -, ist es egal, ob er beim Einkaufsbummel in einer Fußgängerzone  innerhalb eines Geofences vor dem PoS steht oder sich im Urlaub fernab  jeglicher Zivilisation befindet. Beides können aufmerksamkeitsstarke  Kontexte für die Marketing- und Servicekommunikation sein.  Location-Based Marketing ohne Geofencing eignet sich dabei insbesondere  für Pull Kommunikation, wo der Standort des Kunden erst in dem Moment  abgefragt wird, wo der Kunde z.B. aktiv eine App nutzt oder eine E-Mail  öffnet. 
 Laut einer aktuellen Studie von Gettings und Goldmedia  teilen bereits 56 Prozent der deutschen Smartphone Nutzer mehrmals im  Monat Unternehmen ihren Standort mit, um Location-Based Services nutzen  zu können. Ebenfalls 56 Prozent möchten laut einer Studie von Juniper  Research Location-Based Angebote, z.B. Coupons, in der Nähe eines PoS  erhalten.
Mobile Kontexte und Trigger berücksichtigen
 Der Standort des Kunden ist einer der wichtigsten Kontexte in der  kundenzentrierten Marketing- und Servicekommunikation. Informationen  über den Standort können sowohl zur kontextsensitiven Anpassung von  Kommunikation wie auch als Trigger dienen. Hier einige  Anwendungsbeispiele: 
Geofencing am PoS: Betritt  der Kunde einen Geofencing Bereich um einen PoS, wird dadurch ein  Trigger aktiviert und der Kunde erhält eine Nachricht, die ihn z.B. auf  Sonderangebote, Rabattaktionen oder Events am PoS hinweist. Auch  (zeitlich begrenzte) Coupons, die sich am PoS einlösen lassen, sind sehr  effektiv. Wirklich aufmerksamkeitsstarke Kommunikation bezieht neben  dem Standort noch weitere Kontexte (etwa das Wetter) sowie die  verfügbaren Kundendaten (etwa die Kaufhistorie) mit ein. "Welch ein  traumhaftes Freibadwetter. Die neueste Bademodenkollektion ihrer  Lieblingsmarke heute 20% günstiger in unserer Filiale in der  Musterstraße 1, nur 150 Meter von Ihrem Standort". Die Customer  Experience lässt sich durch zusätzliche Services noch weiter aufwerten.  Den Kunden per GPS zum PoS navigieren. Die Möglichkeit anbieten, sich  die beworbenen Produkte zurücklegen oder liefern zu lassen, wenn der  Kunde gerade keine Zeit hat. Einen Beratungstermin mit einem Mitarbeiter  vereinbaren. Die Produkte schon einmal raussuchen lassen, damit der  Kunde beim Betreten der Filiale gleich sein Wunschobjekt betrachten  kann. U.v.m.
Geofencing ist nicht nur auf den  Außenbereich beschränkt, sondern kann (z.B. durch den Einsatz von  Bluetooth Beacons oder W-LAN Triangulierung) auch Indoor genutzt werden,  um dem Kunden z.B. Informationen und Angebote für Produkte an seinem  Standort zu schicken. "Wussten Sie schon, dass die Kleider in dieser  Abteilung von Stardesigner xyz entworfen wurden und aus 100%  Biobaumwolle bestehen? Und das Beste: Wer 2 Teile kauft, bekommt 1 Teil  gratis." Auch die Verweildauer des Kunden an bestimmten Standorten kann  aufschlussreich sein und als Trigger dienen. 
 Veranstaltungsinfos: Während  Veranstaltungen (Konzerte, Sport, Messen, Konferenzen, Märkte etc.)  kann Geofencing genutzt werden, um den Kunden/Besucher auf Angebote in  der Veranstaltungslocation hinzuweisen oder Informationen zum  Veranstaltungsverlauf zu geben. "Wir beglückwünschen Spieler Mustermann  zu seinem spektakulären Tor. Erfahren Sie alles Wichtige über seine  bisherige Karriere", "In Saal 2, ganz in Ihrer Nähe, beginnt in 5  Minuten unser heutiger Top Talk zum Thema Geofencing. Noch gibt es freie  Sitzplätze." Ein sehr erfolgreicher Case stammt von  dem Veranstaltungshallenbetreiber Weser-Ems-Hallen, der unter anderem  durch standortbezogene Gastronomiehinweise die Verweildauer der Besucher  um mehr als 10 Minuten pro Veranstaltung erhöhen konnte.
 Interaktive Promo-Aktionen: Geofencing kann auch für interaktive Promotion genutzt werden. So  können z.B. Schnitzeljagden oder Location-Based Games veranstaltet  werden, deren Teilnahme mit einem Gutschein oder einem Gratisprodukt  belohnt wird. Vernetzte Out-of-Home Medien können Kunden zum hinschauen  bewegen ("Auf dem Plakat neben dir haben wir ein Geheimnis versteckt")  oder zusätzliche Infos zu den beworbenen Angeboten liefern. Auch  standortbezogene Virtual Reality Anwendungen lassen sich vielseitig  nutzen. "Du denkst, hier ist nur eine Baustelle? Schau sie dir mit  unserer VR App mal genauer an. Wir bauen hier unseren bisher größten  Flagship Store. Komm zur Einweihung und erlebe einen exklusiven In-Store  Gig von Popstar xyz."
Anlieferung- und Abholung: Click  & Collect gehört zu den wichtigsten Trends im Multichannel Commerce  und lässt sich effektiv mit Location-Based Marketing verbinden.  Beispielsweise Retargeting auf Basis Online angesehener Produkte "Wir  haben folgende Artikel in unserer Filiale am Musterplatz vorrätig. Schau  vorbei - wir haben außerdem eine kleine Überraschung für dich." Doch  auch reine E-Commerce Anbieter können standortbasierte Kommunikation für  ihren Service nutzen. "Nicht zuhause? Kein Problem. Der Paketdienst mit  deiner Bestellung ist gleich in deiner Nähe. Vereinbare jetzt einen  Treffpunkt."
In-Store Navigation: Location-Based Apps können auch zur In-Store Navigation genutzt werden.  Der Kunde legt dafür die gewünschten Produkte zunächst in der App oder  im Online Shop in den Warenkorb. Betritt der Kunde die Filiale, weißt  die App ihm den Weg zu den gewünschten Produkten. Dies muss nicht  zwangsläufig die kürzeste Route sein. Es kann stattdessen empfehlenswert  sein, den Kunden noch an anderen Produkten vorbeizuführen, die für ihn  interessant sein könnten. 
Inhalte dynamisch anpassen: Grundsätzlich gilt in allen denkbaren Anwendungsszenarien, dass die  kommunizierten Inhalte soweit wie möglich an den Standort des Kunden  anzupassen sind. Ein Kunde, der eine Reise App öffnet, um sich unterwegs  Restauranttipps anzeigen zu lassen, erwartet, dass er Angebote zu  Restaurants nahe seines aktuellen Standorts erhält. Die angezeigten  Inhalte werden erst in dem Moment ausgespielt, wenn der Kunde die App  öffnet. Allerdings empfiehlt es sich auch bei Geofencing getriggerter  Kommunikation, die Inhalte erst im Moment der Nutzung dynamisch  anzupassen. Nur weil ein Kunde eine Nachricht in der Nähe eines PoS  erhält, heißt es noch nicht, dass er sie auch dort öffnet. Ändert sich  sein Standort zwischen Versand und Öffnung, sollte auch dies  berücksichtigt werden. Öffnet der Kunde die Nachricht z.B. erst zuhause,  macht es keinen Sinn mehr, ihn zum sofortigen Besuch zu motivieren.  Stattdessen könnte ihm beispielsweise angeboten werden, die beworbenen  Produkte online zu bestellen oder für seinen nächsten Besuch zurücklegen  zu lassen.
Real Time Marketing Automation und Datenzentralisierung
 Standortbasierte Marketing- und Servicekommunikation setzt voraus, dass  die Veränderung des Standorts und damit des Nutzungskontextes des  Kunden sofort erkannt und die passende Kommunikation ausgelöst wird.  Darüber hinaus müssen sich Inhalte exakt zum Zeitpunkt der Nutzung an  den aktuellen Standort anpassen. Die beteiligten Prozesse müssen demnach  echtzeitfähig sein. Real Time Marketing Automation Technologie ist die  Voraussetzung für erfolgreiche Location-Based Kommunikation (siehe Trend  2).
 Viele mobile Anwendungsszenarien integrieren Online- mit  Offline-Kanälen. Um eine konsistente Kommunikation zu gewährleisten und  nicht z.B. per App-Push ein Produkt zu bewerben, dass am PoS gar nicht  mehr verfügbar ist oder dass der Kunde in einer anderen Filiale gerade  erst gekauft hat, müssen alle Datenquellen zentral zusammengeführt und  in Echtzeit aktualisiert werden. Eine Single Customer View an allen  Touchpoints ist Voraussetzung.
Fazit
 Wirklich kundenzentrierte Kommunikation ist ohne Einbezug des Standorts  des Kunden nicht mehr möglich. Geofencing für standortbezogene Dienste  und Kommunikation, z.B. um Kunden in der Fußgängerzone zum nächsten PoS  zu führen oder In-Store zu navigieren, werden zum Must-have. Nach  Experimenten mit nicht-kundeneindeutigen Diensten wie Beacons bedeutet  dies wachsende Investitionen in wirklich kundengenaue  Trackingtechnologien und trackingfähige Apps. Außerdem gilt es, Inhalte  zum Zeitpunkt der Nutzung dynamisch an den Standort des Kunden  anzupassen, um Veränderungen, zeitliche Verzögerungen in der Wahrnehmung  oder den Nutzungskontext richtig zu berücksichtigen. Um in Echtzeit auf  den Standort (insbesondere Standortveränderungen) mit der richtigen  Marketing- und Servicekommunikation reagieren zu können, wird die  Geschwindigkeit in der Marketingfähigkeit erfolgskritisch. Klassisches  Kampagnenmanagement mit Planungsvorlauf wird durch Real Time Marketing  Automation ersetzt werden.
Quellen
 ARD & ZDF: ARD/ZDF Onlinestudie (http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/)
 Cisco: Cisco Visual Networking Index: Global Mobile Data Traffic Forecast Update 2014–2019 White Paper (http://www.cisco.com/c/en/us/solutions/collateral/service-provider/visual-n…)
 Gettings & Goldmedia: Neue Studie zur Nutzung von Location Based Services: LBS-Dienste boomen (http://www.goldmedia.com/blog/2013/09/neue-studie-zur-nutzung-von-location-…)
 Juniper Research: Mobile Coupons: Consumer Engagement, Loyalty & Redemption Strategies 2014-2019
            
            
            