Neue Geschäftsmodelle in der Industrie
St.Gallen / Frankfurt, 24. Januar 2019
Höherer Umsatz, besseres Image, gesteigerter Bekanntheitsgrad: Auch dieses Jahr stellt sich die Frage, wie Unternehmen ökonomische Ziele am effektivsten erreichen können. Laut Namics, der führenden Schweizer Fullservice-Digitalagentur, ist die beste Strategie: Daten matchen und darauf basierend digitale Produkte entwickeln. Wie das funktioniert, verrät Maximilian Hummel, Principal Business Consultant bei Namics.
Die Industrie hat in den letzten Jahren massiv in die Digitalisierung ihrer Produktionsanlagen und -prozesse investiert. Diese liefern nun Daten am laufenden Band. Parallel hat man im Marketing daran gearbeitet, über Customer Relationship Management (CRM) die Kundendaten zu erfassen.
In den folgenden Jahren wird es darum gehen, diese Daten zu nutzen, um neue digitale Produkte und Services zu entwickeln. Wie diese datenbasierten Innovationen aussehen können, zeigen die nachstehenden Beispiele.
Schindler: Vom Fahrstuhl zur digitalen Werbefläche
Das Traditionsunternehmen Schindler war bislang für die Herstellung von Liften und Rolltreppen beziehungsweise deren Wartung bekannt. Nun hat der Betrieb sein Produktportfolio um digitale Werbeflächen mit dem Namen Schindler Ahead DoorShow ergänzt: Ein netzwerkfähiger Projektor bespielt die Aussenflächen von Aufzugstüren. Um die Daten für die Bespielung der digitalen Werbeflächen zu verwalten, werden folgende Elemente genutzt:
Digital Asset Management (DAM) zur Verwaltung von Fotos, Grafiken oder Videos;
Produktinformations-Management (PIM) zur Bündelung von Produktdaten auf einer Plattform;
Kundendaten werden im Customer Relationship Management verarbeitet.
Mit dem neuen Produkt entstehen für Schindler weitere Gewinne bei geringen Zusatzkosten. Kunden können zeitnah informiert werden und Werbetreibende erhalten eine zusätzliche Plattform.
Tiermedizin: Von traditioneller Medikation zur Echtzeit-Diagnose
Ein deutscher Pharmakonzern hat sich der Entwicklung von Impfstoffen, Medikamenten und Futtermitteln für Haustiere verschrieben. Die neueste Innovation: Ein portables Messgerät, das in Verbindung mit einer entsprechenden App Blutproben vor Ort auswerten kann. Zur Diagnose wird Folgendes genutzt:
Sensorische Daten, die das jeweilige Gerät misst;
Patientendaten wie Alter, Größe, Gewicht;
Bereits vorhandene Labordaten.
Versand, Laboruntersuchung und ein erneuter Veterinärbesuch entfallen – und somit viele Kostenfaktoren. Zudem wird dem Tierarzt eine schnellere Behandlung des vierbeinigen Patienten ermöglicht.
Chemiebranche: Vom Rohmaterial zur Auktionsplattform
Ein Unternehmen produziert eine stets gleichbleibende Menge an Rohmaterial. Neben klassischen Vertriebswegen hat der Konzern nun eine Auktionsplattform entwickelt, um überschüssiges Material zu vertreiben. Die Plattform nutzt verschiedene Informationen:
Real-Time-Logistik- sowie Produktdaten
Kundendaten
Angaben zum Absatzmarkt
Dank der Plattform werden Lagerkosten reduziert und Margen optimiert. Zudem ist es einfacher, neue Kundengruppen zu erreichen und das Pricing entsprechend anzupassen.
Messtechnik: Von einfacher Analyse zur On-Demand-Diagnose
Ein Hersteller von Analysegeräten für Labore reduziert sein Portfolio. Pro Kategorie wird nur noch ein vollumfängliches Produkt hergestellt. Dafür können Kunden auf einem neu konzipierten Portal weitere Funktionalitäten freischalten. Hier kommen Daten aus folgenden Quellen zum Einsatz:
per CRM werden Kundendaten erhoben bzw. aktualisiert
IoT-Geräte liefern Werte ihrer Sensoren und interagieren individuell mit Server-Anfragen
Das Unternehmen kann Umfang und Kosten seiner Produktionsstrassen reduzieren sowie direkt mit dem Endkunden in Kontakt treten. Dieser wiederum erhält Leistungen, die genau an seine Bedürfnisse angepasst sind.
Diese Beispiele zeigen, dass mit dem richtigen Konzept die Bandbreite der möglichen Innovationen immens ist - und, dass die wichtigsten Erfolgsfaktoren Mut, Durchhaltevermögen und eine gemeinsamen Vision sind.