Presse
Aktuelle Pressemitteilungen, Pressebilder und -videos des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. finden Sie in diesem Bereich.
Sie benötigen weiteres Material oder möchten in den Presseverteiler aufgenommen werden? Wenden Sie sich gerne direkt an die Pressestelle: presse[at]bvdw.org
Neben Pressemitteilungen und Pressevideos stehen folgende Inhalte online für Sie bereit:
Mobile Health im Faktencheck
Düsseldorf, 20. Dezember 2016 - Die zunehmende Digitalisierung der Gesundheitsbranche lässt viele Fragen aufkommen und führt mitunter zu Unsicherheiten. Öffentliche Diskussionen darüber basieren häufig auf Mythen und Halbwahrheiten, Fakten bleiben dabei nicht selten außer Acht. Daher haben Digitalexperten aus dem Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. die populärsten Thesen aufgegriffen und im Leitfaden „Mobile Health im Faktencheck" auf ihren Wahrheitsgehalt hin erörtert.
„Leider wird die Diskussion hierzulande sehr emotional und wenig faktenbasiert geführt", erklärt Ronny Köhler (wdv Gruppe), Leiter des Labs Mobile Health im BVDW. „Der Faktencheck des BVDW soll mehr Licht in die gesellschaftliche Debatte bringen und dazu beitragen, den Weg für Innovationen im Gesundheitssektor zu ebnen - und damit einen Beitrag zur Optimierung der Gesundheitsversorgung leisten." Dazu unterziehen die Experten sechs Behauptungen dem Faktencheck:
„Apps können Gesundheitsdaten gar nicht richtig messen"
Das stimmt so nicht. Natürlich sind die Sensoren in Smartphones oder Wearables in ihrer Genaugikeit oft noch nicht mit klinischen Gerätschaften vergleichbar, die von ihnen gelieferten Daten sind aber für die damit verbundenen Anwendung vollkommen ausreichend. Dabei werden Bewegungsdaten und Vitalfunktionen wie Herzfrequenz und Körpertemperatur bereits sehr zuverlässig erfasst. In Bereichen, für die eine besonders hohe Präzision erforderlich ist, sollten zusätzliche externe Sensoren die Messungen ergänzen.
„Der Schutz der Gesundheitsdaten ist nicht gewährleistet"
Personenbezogene Gesundheitsdaten unterliegen dem gesetzlichen Datenschutz. Dabei werden für die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung von Gesundheitsdaten als „Personendaten besonderer Art" durch Rechtsprechung und Aufsichtsbehörden sogar besonders strenge Maßstäbe angelegt. Darüber hinaus kann die Offenbarung von Gesundheitsdaten etwa durch Ärzte strafbar sein - auch dann, wenn die durch einen Arzt an Patienten ausgegebene Gesundheits-App die Nutzerdaten an einen externen Datenverarbeiter übermittelt. Möchten Anbieter von Mobile-Health-Technologien solche Gesundheitsdaten erheben und verarbeiten, müssen sie dieses hohe Schutzniveau zwingend beachten - und tragen so zu dem Schutz der Gesundheitsdaten aktiv bei.
„Es droht eine Entsolidarisierung"
Das geltende Recht verbietet ausdrücklich, dass die Weigerung eines Versicherten, an „erweiterten Datensammlungen bezüglich seiner Gesundheit und seines Lebenswandels teilzunehmen", zu Nachteilen beim Versicherungsbeitrag führen darf. Tarifkriterien wie Alter, gesundheitliches Risiko oder auch das Verhalten sind bei der gesetzlichen Krankenversicherung gesetzwidrig. Spezielle Tarife, die an die Übermittlung von Gesundheitsdaten geknüpft sind, sind entsprechend nach geltendem Recht unzulässig. Innerhalb strenger Grenzen sind zwar etwa Teilzuschüsse zu Smartwatches oder Wearables möglich, aber nicht an die Übermittlung von Gesundheitsdaten gebunden. Von einer Entsolidarisierung kann also keine Rede sein.
„Gesundheits-Apps sind nur Spielerei"
Apps können eine gesundheitsbewusste Lebensweise fördern: Sie zählen die Schritte und motivieren, sich mehr zu bewegen, lassen sich als Ernährungs-Tagebuch nutzen, helfen bei der Dokumentation einer Erkrankung, erinnern an die Einnahme von Medikamenten oder an fällige Vorsorge-Untersuchungen. Gerade Personen, die sonst eher nicht auf Prävention achten, können sich durch niedrigschwellige Anreize wie spielerische („Gamification") und soziale Elemente („Social Proof") zu einer bewussten Lebensweise motivieren. Keine Spielerei, aber spielend gesund bleiben.
„Apps können den Arzt nicht ersetzen"
In den letzten Jahrzehnten haben viele Industrie- und Dienstleistungssektoren digitalisiert. Der Gesundheitssektor steht zwar noch am Anfang der digitalen Transformation, wird sich dieser aber ebenso wenig verschließen können. Apps können und sollen den Arzt aber nicht ersetzen. Allerdings gilt es, die Chancen und Vorteile der Digitalisierung offen und konstruktiv zu nutzen, um Probleme des heutigen Gesundheitswesens zu lösen: etwa die Unterversorgung in ländlichen Regionen, die schlechte und im Zweifelsfall teure Erreichbarkeit von Ärzten am Wochenende und nachts oder lange Wartezeiten für Arzttermine. Apps, Web-Services, künstliche Intelligenz (Machine Learning) und die Vielzahl anderer digitaler Dienste und Technologien können die Patientenzufriedenheit entscheidend erhöhen und eine Bereicherung für die Gesundheitsbranche sein.
„Der deutsche Markt ist für Mobile-Health zu komplex"
Unternehmen haben es in Deutschland in der Tat nicht leicht, sich mit ihren Mobile-Health-Angeboten am Markt zu behaupten. Dieser muss jedoch zweigeteilt betrachtet werden. Im sogenannten ersten Gesund-heitsmarkt werden Gesundheitsprodukte und -leistungen durch die gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen oder deren Pflege-versicherungen erstattet. Der Marktzugang ist stark reguliert, jedoch nicht unmöglich. Kollektiv nutzbare Angebote sind zwar noch nicht realisiert, dafür aber zahlreiche Modellprojekte und einzelvertragliche Lösungen. Im zweiten Gesundheitsmarkt finanzieren die Nutzer die Angebote privat. Hier gibt es alle Möglichkeiten für Wellness, Vorsorge, Fitness, Gesundheitstourismus, frei verkäufliche Arzneimittel bis zu ärztlich empfohlenen individuellen Gesundheitsleistungen. Aufgrund der geringeren Regulierung und niedrigerer Eintrittshürden ist dies für viele Anbieter die Chance, belastbare Nachweise für die Zulassung zum ersten Gesundheitsmarkt zu sammeln.
Kontakt:
Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
Berliner Allee 57,
40212 Düsseldorf
www.bvdw.org
Ansprechpartner für Medien:
Tim Sausen, PR Manager
Tel: +49 211 600456-35,
Fax: -33
sausen[at]bvdw.org
Über den BVDW
Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. ist die zentrale Interessenvertretung für Unternehmen, die digitale Geschäftsmodelle betreiben und im Bereich der digitalen Wertschöpfung tätig sind. Mit Mitgliedsunternehmen aus unterschiedlichsten Segmenten der Internetindustrie ist der BVDW interdisziplinär verankert und hat damit einen ganzheitlichen Blick auf die Themen der Digitalen Wirtschaft. Der BVDW hat es sich zur Aufgabe gemacht, Effizienz und Nutzen digitaler Angebote - Inhalte, Dienste und Technologien - transparent zu machen und so deren Einsatz in der Gesamtwirtschaft, Gesellschaft und Administration zu fördern. Außerdem ist der Verband kompetenter Ansprechpartner zu aktuellen Themen und Entwicklungen der Digitalbranche in Deutschland und liefert mit Zahlen, Daten und Fakten wichtige Orientierung zu einem der zentralen Zukunftsfelder der deutschen Wirtschaft. Im ständigen Dialog mit Politik, Öffentlichkeit und anderen, nationalen und internationalen Interessengruppen unterstützt der BVDW ergebnisorientiert, praxisnah und effektiv die dynamische Entwicklung der Branche. Fußend auf den Säulen Marktentwicklung, Marktaufklärung und Marktregulierung bündelt der BVDW führendes Digital-Know-how, um eine positive Entwicklung der führenden Wachstumsbranche der deutschen Wirtschaft nachhaltig mitzugestalten. Gleichzeitig sorgt der BVDW als Zentralorgan der Digitalen Wirtschaft mit Standards und verbindlichen Richtlinien für Branchenakteure für Markttransparenz und Angebotsgüte für die Nutzerseite und die Öffentlichkeit. Wir sind das Netz.