Örtlich und zeitlich flexible Arbeitsformen sind zumindest in der Digitalbranche weit verbreitet. Das geht aus einer Umfrage des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. unter 712 Arbeitnehmern seiner Mitglieder hervor. Demnach dürfen drei von vier Arbeitnehmern von Zuhause arbeiten – dennoch ist das seitens der Arbeitgeber oft unerwünscht. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit verschwimmen.
Homeoffice ist in der Digitalen Wirtschaft längst nicht mehr nur ein Zusatzangebot, sondern bereits Standard. Drei Viertel (75 Prozent) der in einer BVDW-Studie befragten Arbeitnehmer geben an, von Zuhause arbeiten zu dürfen. Allerdings ist die Regelung nur bei 24 Prozent im Arbeitsvertrag geregelt. Für Harald R. Fortmann, Botschafter für Arbeitswelt der Zukunft im BVDW, ist das keine Überraschung: „Häufig handelt es sich um Kulanzregelungen ohne festegelegte Kriterien. Vor allem in größeren Unternehmen gibt es aber offizielle Betriebsvereinbarungen, in denen die Bedingungen festgelegt sind.“ Nach der BVDW-Umfrage sind die technischen Möglichkeiten in 95 Prozent der Unternehmen gegeben.
„Kulturell eine riesige Lücke“
Ein Drittel der Befragten (34 Prozent), die das Angebot für Homeoffice nicht in Anspruch nehmen, geben an, dass der Arbeitgeber es nur ungern sehe, wenn von Zuhause gearbeitet wird. „Hier besteht vor allem kulturell eine riesige Lücke. Es wird seine Zeit brauchen, bis alle Führungskräfte verstanden habe, dass sich flexibles Arbeiten positiv auf die Produktivität und Arbeitsergebnisse auswirken kann“, erklärt Fortmann. Dabei ist die Erwartungshaltung groß: 92 Prozent der Befragten, denen Homeoffice nicht angeboten wird, wünschen sich die Möglichkeit, von Zuhause arbeiten zu können – besonders, um konzentrierter arbeiten zu können (72 Prozent), sich die Fahrzeit zur Arbeit zu sparen (63 Prozent) und sich die Arbeitszeit selbstständig einteilen zu können (62 Prozent). Immerhin fast jeder Zweite (44 Prozent) möchte durch Homeoffice die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. Aber hier geben drei von zehn Befragten (31 Prozent) an, für sich persönlich nicht genau zwischen Arbeitszeit und Freizeit abgrenzen zu können.
Ständige Erreichbarkeit ist Standard
Fast drei Viertel (73 Prozent) geben an, während ihrer Freizeit per Telefon oder Mail erreichbar zu sein – in 94 Prozent der Fälle werktags nach der Arbeit. Während des Urlaubs bearbeiten 63 Prozent der befragten berufliche E-Mails oder führen berufliche Telefonate. Insgesamt führt das zu einer höheren Arbeitsbelastung: Fast die Hälfte (47 Prozent) gibt an, mehr zu arbeiten als noch vor drei Jahren. Harald R. Fortmann: „Die Bedürfnisse sind ganz individuell. Der eine möchte Arbeit und Familie miteinander vereinbaren und seine beruflichen Aktivitäten in die Freizeit integrieren. Der nächste legt großen Wert darauf, das zu trennen. Wer als Arbeitgeber im Rennen um die besten Köpfe mithalten will, muss sich darauf einstellen können.“
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